Friede auf Erden

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Bild: Birgit Münch – stock.adobe.com

Friede auf Erden unter den Menschen seines Wohlgefallens (Lukas 2,14)

Es ist keine Wunschformel, die die Engel in der Heiligen Nacht verkünden, sondern eine Zusage, die Himmel und Erde miteinander verbindet. Es ist eine himmlische Verheissung, die als göttliches Geschenk mitten in die menschliche Sehnsucht hineinkommt. Und darum vielleicht bereits in den frühen Wochen des Advents zu Ihnen sprechen darf.

Im biblischen Sinn meint Schalom weit mehr als das Ende von Konflikten. Friede ist das heile, gelingende Leben, das aus der Versöhnung mit Gott, mit sich selbst und mit dem Nächsten wachsen kann. Dieser Friede ist nicht Menschenwerk. Er hat seinen Ursprung in Gott, der in Christus Mensch wird. In reformierter Perspektive steht hier die Gnade im Zentrum: Nicht wir machen Frieden, sondern wir werden hineingenommen in die Friedensbewegung Gottes. Der Friede, von dem die Engel singen, ist nicht erreichbar durch moralische Anstrengung, politische Ordnung oder seelische Balance – er ist Geschenk. Ein Geschenk, das sich im Vertrauen empfangen und im Handeln bezeugen lässt.

Die Formulierung «Menschen seines Wohlgefallens» wird oft missverstanden. Man könnte meinen, Gottes Wohlgefallen gelte nur bestimmten Menschen, besonders frommen oder moralisch Tadellosen. Doch der griechische Text lässt sich auch lesen als: «Friede auf Erden bei den Menschen, an denen Gott Wohlgefallen hat» – und dieses Wohlgefallen gründet nicht in unserer Leistung, sondern in seiner Liebe zu uns. Gottes Wohlgefallen ist die Freude des Schöpfers an seiner Schöpfung, die Zuneigung des Vaters zu seinen Kindern. Es ist der Blick, der sagt: «Du bist mein geliebter Mensch, an dir habe ich Gefallen.» Hier klingt bereits das Wort an, das Gott bei der Taufe Jesu spricht: «Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.» (Lk 3,22). In Christus wird dieses Wohlgefallen universal – es gilt allen Menschen, die in ihm angenommen sind.

Wenn Gottes Wohlgefallen uns allen gilt, dann werden wir zu Menschen des Friedens berufen. Friede ist aber keine romantische Stimmung, sondern Geschenk und Auftrag zugleich. Er beginnt in kleinen Gesten: in aufrichtigem Zuhören, im Mut, nicht das letzte Wort haben zu müssen. In einer Welt, die laut und schnell ist, die polarisiert, ist jeder Versuch, Frieden zu leben, ein Akt des Glaubens – und zugleich ein Zeugnis für den Gott, der nicht aufgibt, mit seiner Welt im Gespräch zu bleiben. Insofern ist Friede nie statisch, sondern dynamisch zu verstehen: Er geschieht, wo Gottes Wort uns trifft und verwandelt und sich aus diesem Grund auch immer wieder neu ereignet.

Diese himmlische Botschaft ist eine Einladung über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Sie ruft uns – Katholiken, Reformierte, Orthodoxe, Freikirchliche, … – in dieselbe Bewegung hinein: in die Nachfolge des Mensch gewordenen Gottes, der uns miteinander verbindet und versöhnt. Denn wo wir Gott loben, wie die Engel es taten, entsteht eine neue Wirklichkeit. Lob öffnet den Himmel. Dank verändert den Blick. Und aus der Freude über Gottes Wohlgefallen wächst der Mut, Frieden zu leben – nicht als fromme Utopie, sondern als göttliche Wirklichkeit mitten in unserer oft so menschlichen Welt. Friede auf Erden ist demnach nicht die Belohnung für Wohlverhalten, sondern die Folge von Gottes Wohlgefallen an seiner Schöpfung. Dieser Friede ist nicht das Ende der Geschichte, sondern ihr Anfang in Christus. Und er bleibt die Melodie, die auch durch die Dissonanzen unserer Zeit hindurchklingt: Gott hat Wohlgefallen an seiner Welt. Darum ist Friede möglich – hier, jetzt, unter uns.

Pfarrerin Cindy Gehrig

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